Samstag, 2. August 2014

Der Leider

So, nachher muss ich zum Termin ins Krankenhaus. Nur CTG. Sonst ist ja nix. Und wird auch nie was sein.

Fred hängt hier die ganze Zeit rum und hat "schon so viel gemacht heute". 30 qm Rasen gemäht und 10 m Efeu-Hecke geschnitten. Terrasse fegen schafft er deshalb heute nicht auch noch. "Du wolltest doch auch was machen." What the FUCK! Ich bin HÖCHSTschwanger?

Gestern habe ich mich erkundigt, wie es seinem Patenonkel geht. Aus der Schwiegerfamilie der so ziemlich einzige nette Mensch, und, anders als die anderen, motiviert, interessiert, guckt mal übern Tellerrand und so. Naja, wohnt ja auch in Hamburg ...... . Er sei jetzt im Heim. Ja wie's ihm geht? Keine Ahnung, Fred hat die Nummer nicht. So traurig.
Ach ja, außerdem ist bei Fred "irgendwas im Anflug". Eine Krankheit. Ja. War klar.

Hier muss sich grundlegend was ändern. Wieder. Mehr Abgrenzung meinerseits. Wenn er hier die ganze Zeit rumhängt, hat er sich auch zu beteiligen hier in Form von Mitarbeit. Oder aber Rückzug meinerseits. Ich meine, er genießt ganz schön viel Freiheiten. Von wegen 50/50 ... in Bezug auf Fridolin. 99/1. Wenn's ihm zuviel wird, und das ist schon ganz unten, lässt er die Arbeit einfach liegen. Sein extrem niedriges Belastungslevel empfindet er als normal, und gefällt sich darin enorm. Auch seine ganze Körperhaltung spricht Bände - hängende Schultern, Kopf nach unten, wie ein geprügelter Hund. Ach, ich kriege Hass langsam. Echt. Fred gehört in Behandlung. Ernsthaft. Aber halt nein, er hat ja nix. Hahaha.

Aber das am meisten Groteske an dieser Gesamtsituation ist die Tatsache, dass meine Tante und Großtante in Fred meinen Retter sehen, ihm quasi mein Kind unterjubeln wollen, ihn als den perfekten Vater für mein Kind sehen. In jedem Brief ist Fred integriert als "Grüße an deine Männer" oder "Hallo ihr dreieinhalb". Und wie sie alle hoffen, dass Fred mit mir zur Geburt geht. Der 'gehörnte Ehemann'. Ey HALLO! Ja tut er. Aber das geht keinen was an. Schadet nichts, wenn ihr ein bisschen in Unsicherheit schwebt, und schlechtes Gewissen habt, liebe "Familie". Ihr, die ihr vorgebt, da zu sein. Er ist vom 'Familiären' her derjenige, der am Meisten über sein Kuckuckskind weiß, und der Einzige, der tatsächlich da ist. Vor dem deutschen Gesetz ist Beelzebebi ein Kuckuckskind. Unglaublich.

Zum Glück geht's mir außer der Kopfgeschichte gut. Also körperlich bin ich nach wie vor sehr fit, außer dem 'dicken Bauch' habe ich nix. Fühlt sich extrem gut an, nicht zu leiden. Wenn ich jetzt noch irgendetwas hätte, wäre sonst niemand da, und Fred hätte unter Garantie noch irgendwas viel Schlimmeres.

Ich will hier raus. Ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken, meinen Krempel zu packen, und nach Hamburg zu fahren. Selbst jetzt noch. Das Paradoxe an der Situation: Fred ist DA, und lässt mich, anders als so viele andere, in meiner Situation nicht im Stich. Also: diejenigen, die ich brauche, sind da - Fridolin und Fred. Aus welchem Grund genau sollte ich hier bleiben?! Um das Bedürfnis nach Scheinheiligkeit derjenigen zu befriedigen, die viel labern, aber nix tun?! Dass sie nach der Geburt Baby gucken können?! Allen voran Frida, die sich selbst ins Hemd lügt.

Was fehlt: mehr Autonomie für mich! Ich bin aus irgendeinem Grund noch zu abhängig von Fred. Wobei das umgedreht ja nur logisch ist. Denn wer ist denn da außer ihm?! Ein Teufelskreis. Wie durchbrechen?!

Der Verdacht liegt nahe, dass Beelzebebi nicht kommen mag, so lange ich den Kopf voll Fred und Frida habe, und weiterhin versuche, Lösungen dafür zu finden, anstatt mich jetzt auf Beelzebebi und mich selbst zu konzentrieren. So weit bin ich also schon mal. Nur: wie das umsetzen?!

Vor ein paar Jahren sagte ein Bekannter mal, "dass es dich noch nicht umgehauen hat, ist auch ein Wunder, bei diesem Umfeld". Nun ja.

Grade rief Frida an. Nachdem ich ihr ein, zwei böse (verzweifelte?) Mails geschickt hatte. Schlechtes Gewissen beruhigen, oder was?! Ich bin nicht hin. Mag einfach nur meine Ruhe haben.
Nachher habe ich Termin im Krankenhaus. Nächste Baustelle "Selbstbehauptung". Vermutlich muss ich mir wieder Ungeduld vorwerfen lassen. Sollte mir mal ein T-Shirt drucken mit irgendeinem Spruch in Bezug auf UNGEDULD.

In eine Ecke verkriechen und nie wieder rauskommen ... das wär's.