Nun bin ich auch wieder da!
Am Montag vor drei Wochen kam ich ins Krankenhaus wg
Terminüberschreitung. Dort gab es den ersten Wehencocktail. In den folgenden 5
Tagen bekam ich sage und schreibe 8 Tabletten zur Einleitung, die allesamt
nahezu komplett wirkungslos blieben. Schließlich folgte der Wehentropf, der
einen 4-stündigen Wehensturm auslöste. Danach war ich platt wie nach einer Geburt, die Niere konnte nur durch eine Elefantendosis Schmerzmittel schmerzfrei gestellt werden, ich bekam wohl auch irgendwas zur Beruhigung, allesamt muttermundsunwirksame Wehen - kein
Baby.
Dazu muss ich sagen, der erste meiner ETs war der 20.7.
gewesen, Ärzte mittlerweile schon in Zugzwang. Immer wieder pendelte das
Damoklesschwert 'Kaiserschnitt' bedrohlich über mir. Aber sämtliche Ärzte wie
Schwestern und Hebammen redeten mir nach wie vor gut zu, Kaiserschnitt sei
nicht meins, ich würde das auch ohne schaffen. Wie sehr sie mir damit von der
Seele sprachen, glaubt mir kein Mensch. Allein die Vorstellung, dass das Kind,
das seinen leiblichen Vater sowieso aller Wahrscheinlichkeit niemals kennenlernen
wird, nach einem Kaiserschnitt, bei dem es eine dritte Person zum Bonding
braucht, nicht bei mir sein kann, nachdem mein großer Sohn ja auch schon ...
Gedanken über Gedanken.
Hinzu kam, dass sich bei etwa ET+10 (so genau kann ich das
nicht sagen, vermutlich handelt es sich um eine verschleppte
Nierenbeckenentzündung; die Hebamme hatte erzählt, echte Wehen kämen aus dem
Rücken, daher hatte ich mich über diese Schmerzen gefreut, im Glauben, es wären
Wehen) eine Nierenbeckenentzündung und Harnstau entwickelten, und meine linke
Niere gestaucht war und ich dreimal täglich Antibiotika intravenös verabreicht
bekam, dazu starke Schmerzmittel, um das irgendwie auszuhalten. Ich wusste zu
diesem Zeitpunkt nicht mehr, wie atmen ohne Schmerzen. Und zu diesem nahezu
unerträglichen Schmerz sollte ich noch zusätzlich Wehenschmerz aushalten?! Die
Ärzte sagten mir, sobald das Baby da wäre, wäre der Schmerz weg – logisch, kein
Druck mehr auf die Niere und alles wird gut. Alles in mir sagte mir, eins nach
dem Anderen. Ich war nun dermaßen weit über den Termin, dass sich irgendwas in
mir entwickelte – Willenskraft, Zubeißen -, und ich einfach keinen
Kaiserschnitt wollte, und ich irgendwoher eine Kraft entwickelte, die mir
ermöglichte, das alles durchzuziehen. Mein Gefühl sagte mir: erst das mit der Niere in den Griff
bekommen, dann Kind bekommen, selbst
bei ET+x. Kaiserschnitt … mein kleines neugeborenes Baby bei einer Hebamme oder
jemand Fremden, während ich noch in Narkose … NEIN! NEIN! NEIN! Zumal ich es so
dermaßen weit geschafft hatte: das Myom hatte sich in Luft aufgelöst, Kind
hatte sämtliche Lageanomalien durch, und sich zum Schluss dennoch in die
richtige Startposition begeben und und und. Nein, JETZT kam für mich definitiv
kein Kaiserschnitt mehr in Frage. Aber was dann?! Es tat sich ja in mir
schlicht und einfach NICHTS.
Tja nun … am 10.11. frühmorgens ging der Schleimpropf ab. Da
stand ich das zweite Mal auf dem OP-Plan für einen Kaiserschnitt, unter der
Option, dass wenn sich was täte, die OP jederzeit abgesagt werden konnte. Also
… nach wie vor keine wirksamen Wehen, aber immerhin Schleimpfropf ab,
Kaiserschnitt ein letztes Mal vertagt. Neu angesetzt: 11.8. gleich 8 Uhr früh –
ich tat den Ärzten einfach nur noch leid, deshalb gleich der erste Termin am
Morgen.
Am selben Abend hatte ich arge Schmerzen auf der linken Seite –
wie gehabt. Da ich nicht wusste, wie ein- oder ausatmen, und wie überhaupt noch
sitzen, stehen oder liegen mit der Niere, ließ ich mir von der Nachtschwester
nochmal Paracetamol intravenös geben, in den blöden Zugang auf dem Handrücken.
Ich wertete das als Nierenschmerzen in Kombination mit der Aufregung vor der
bevorstehenden Operation am nächsten Morgen. Klar – wenn eine solche OP
medizinisch notwendig ist, dann ist sie das. Punkt, fertig aus. Dann ist das
so, ohne Wenn und Aber. Andere Frauen wählen Kaiserschnitt aus Angst vor dem
Geburtsschmerz, ich hatte panische Angst vor Kaiserschnitt, Narbe,
aufschneiden, Narkose, längere Schmerzen als nach einer normalen Geburt etc
etc.
Am 11. August wachte ich auf vor Schmerz. Der gleiche
Schmerz wie am Abend zuvor, und ich wusste, dass das keine Nierenschmerzen mehr
waren, sondern Wehen. So ging ich noch einmal zur Nachtschwester, die mich
prompt in den Kreißsaal schickte. Am CTG waren nun deutlich Wehen in sehr
regelmäßigen Abständen zu erkennen. Eine meiner Lieblingshebammen sagte sofort
den Kaiserschnitt ab, und schickte mich – frühmorgens um 5.30 Uhr – noch eine
Dreiviertelstunde laufen, so gut es eben ginge, um die Wehen das letzte Mal
anzustupsen. Da ich so ein enormes Bedürfnis nach Frischluft hatte, ging ich
nach draußen, wo sich grade die Nachtschicht auf den Heimweg machte, und die
Frühschicht im Kommen war. Die Leute starrten mich an, wie ich da durch den
Nieselregen mehr kroch als lief und mich alle 10 Meter hinsetzten zum
Durchatmen, aber ich war stolz auf jede einzelne Wehe.
Zurück im Kreißsaal wurde dann nochmals CTG geschrieben, der
Befund für den Muttermund war inzwischen geburtsreif. Dann ging alles ganz schnell.
Die Geburt von meinem kleinen Beelzebebi stellte alles bisher Dagewesene
komplett in den Schatten. Das Schönste Erlebnis, das ich jemals hatte.
Beelzebebi, und dann ganz lang nichts. Fridolin’s Geburt, das davor und danach
war nicht wirklich das, was man als ‚schön‘ bezeichnen kann. Im Gegenteil. Ein
Großteil meiner Angst im Vorfeld von Beelzebebi’s Geburt liegt in den blöden
Erlebnissen von Fridolin’s Entbindung begründet. Die Geburt von meinem kleinen
Löwenbaby war schnell, unkompliziert, schmerzfrei und einfach nur Wahnsinn!
Die Tage nach der Entbindung im Krankenhaus empfand ich als
recht stressig. Stillen konnte nicht so wirklich funktionieren, wenn sie oder
ich ständig zu irgendwelchen Untersuchungen mussten, genau dann, wenn
eigentlich Stillzeit war. Am zweiten Tag entwickelte sie eine
Neugeborenen-Gelbsucht, die aber glücklicherweise nicht behandelt werden
musste, wir blieben lediglich zur Beobachtung einen Tag länger im Krankenhaus
als geplant.
In der Zeit bekamen wir auch ganz viel lieben Besuch –
Menschen, die mein Baby willkommen heißen wollten auf der Welt!