Samstag, 24. Dezember 2016

Feliz Navidad!

So nun ... Handy an, wegen einer letzten zu erledigenden Überweisung und der dazu benötigten SMS-TAN, Whatsapp von Frida: "Was ist eigentlich das Ziel deiner ..." mehr brauche ich gar nicht zu lesen. Handy aus. Ich habe kein Ziel, das mit irgendjemand Anderem als meinen beiden Kindern und mir zu tun hat. Einfach nur in Frieden leben, sonst nichts! Kein Rumgezicke, kein Dauergestreite. Alleine den Anfang dieser beschissenen Text-Nachricht reicht schon wieder aus, um mich aufzuregen. Sie schrieb dem Bub gestern von 'uns besuchen', der Bub und ich hatten Noro-Virus, gaben uns die Klinke der Badtür in die Hand, woraufhin ich mir das gottverdammte Recht herausnahm, sie in diesem Zustand nicht empfangen zu wollen, nicht um mir anhören zu müssen, wie dick ich wieder geworden bin oder was auch immer. Alles schon gehabt. Sie besuchte mich mal im Krankenhaus, als ich wegen meiner Nierenerkrankung dort liegen musste - erst ging sie ans Bett meiner Zimmernachbarin, weil sie mich nicht erkannte (keine Pointe), als ihr dann ihr Fehler bewusst wurde, stauchte sie mich zusammen - nach tagelangen Nierenkoliken, Tropf am Arm etc - wieso ich mich denn äußerlich hängen ließe und so dick sei. Dann gab sie mir einen Brief, um ihn mir im selben Augenblick wieder aus der Hand zu nehmen, und vor aller Augen - die Zimmernachbarin hatte noch dazu Besuch - in Stücke zu zerreißen, weil ich so böse sei (?!). Warum, weiß kein Mensch. Bis dahin hatte ich nichts gesagt, außer versucht, sie zu begrüßen. Vom Bett aus, mit Tropf am Arm, halb komatös. Das ist meine Mutter.

Anscheinend ist die Tatsache, dass ich gestern krank war, ein persönlicher Angriff auf sie, denn es folgte auf den Fuß Whatsapp-Spam a la "Welches Ziel hast du eigentlich? Mich zerstören? Mich auszulöschen?" Ja klar, ich habe Noro-Virus bekommen, um sie ..... Nun ja. Das regt mich nun schon wieder auf. Ich kann nur noch ... . Was auch immer. Ich kann nichts mehr, das ist der springende Punkt. Der Dauer-Konflikt mit meiner Mutter macht mich auf so vielen Ebenen kaputt.

In der Tat sehe ich, dass sie - auch jetzt wieder - große Probleme hat. Es tut mir im Herzen weh, sie traurig zu sehen, zu sehen, wie schlecht es ihr geht, ich mache mir große Sorgen um sie. Aber die Lösung ihrer Probleme ist nicht mein Eingeständnis, ein schlechter Arschlochmensch zu sein - der ich nicht bin. Lang genug habe ich das geglaubt. Die Lösung ihrer Probleme bin nicht mehr ich. Ich kann mich nicht mehr kaputt machen lassen. Auf sie zugehen geht auch nicht, weil sie nur draufhaut. Auf sie zugehen bedeutet, auf die Knie zu gehen, mich zu entschuldigen - wofür?! So war's schon immer. Wenn ich mich entschuldigt habe, dafür, dass ich ein schlechtes Kind war, das schlechteste der Welt, alle anderen Kinder, die Kinder ihrer Kollegen, ihre Schülerinnen besser sind als ich, dann war wieder alles pseudo-gut. Ich möchte nur in Ruhe mit meiner kleinen Tochter Weihnachten feiern, das erste Weihnachtsfest ohne meinen Sohn. Darauf wollte ich mich konzentriert haben, darüber wollte ich geschrieben haben, und über so manche andere Dinge mehr. 

Darüber, wie beschissen es dem Bub und mir die letzten beiden Tage mit unserem Noro-Dingsi gegangen war, aber dass wir es doch überstanden haben. Nicht irgendwie, sondern gut. Uns haben schon ganz andere Dinge nicht umgehauen, dann so ein dahergelaufener Noro-Virus erst recht nicht!
Ich hatte schreiben wollen, wie toll es ist, Menschen um mich zu haben, die am Tag vor Weihnachten früh um 7 Uhr nach einer durchkotzten Nacht hier angefahren kommen, um die Bebiline direkt vom Aufwachen für einen ganzen Tag aus der Noro-Hölle abzuholen, damit sie sich nicht auch noch ansteckt, und damit ich mich in Ruhe von diesem Scheiß erholen kann.
Und darüber, wie traurig ist, heute das erste Weihnachten ohne meinen Bub feiern zu müssen.
Darüber, wie der Ex rumzickt, weil ihm nicht passt, dass der Bub morgen hier ist, um einen der Hohen Feiertage auch mit Beelzemädchen und mir zu feiern.
Ich hatte darüber schreiben wollen, wie traurig der Bub war heute morgen, aufgedreht und zerrissen, weil er sich schon auch auf Weihnachten freut, und traurig ohne uns, aber dass es mir trotzdem gefühlsmäßig gut gelang, ihn genau dort 'abzuholen', so dass ich heute morgen nach dem Einkaufen in aller Herrgottsfrühe (ja, um kurz nach 7 Uhr stand ich mit 1000 anderen bei Edeka auf der Matte - der Parkplatz war VOLL!) gemütlich mit allen beiden frühstückte, bevor ich das gesamte amerikanische Repertoire an Weihnachtsmusik (roots, bloody roots!) abbrannte, und wir durch das Wohnzimmer tanzten, und in ausgelassener Stimmung die alte Südtiroler Weihnachtskrippe aufbauten, unsere Blaufichte im Topf wunderschön mit traditionellen bemalten Lebkuchen schmückten, genauso wie mit den schönen amerikanischen Weihnachtskugeln, und uns einfach freuten. Danach saßen Bub und Bebi unterm Baum und spielten Memory miteinander (jupp, das kann sie schon!), und ich räumte auf, schrubbte das Haus, um die schrottigen Noro-Viren raus zu bekommen - jupp, sogar mit Sagrotan, ich!, wusch auf. 
Hatte schreiben wollen, wie der Ex den armen Bub erst mal zusammenstauchte, weil er so aufgedreht war.
Dann kam der Ex, um den Bub abzuholen, die Beelzemädchen ist im Bett und macht Mittagsschlaf. 

Ich wollte darüber schreiben, dass ich, after all, doch eine ganz gute Lösung für uns drei gefunden habe, wie wir Weihnachten feiern. Ich mag nicht dem Bub reinreiben, dass wir ohne ihn ein tolles Weihnachtsfest feiern lassen mit unserem traditionellen Weihnachts-/Sylvester-Essen, also habe ich mich entschieden, etwas zu kochen, was er bis zum Geht-Nicht-Mehr verabscheut, die Bebiline und ich dafür umso mehr lieben: Gratinierten Fenchel galore. Und wenn's nicht reicht, haue ich uns noch Kürbis in den Ofen. Morgen gibt's dann - für den Bub - Raclette und Mangocreme als Nachspeise.

Wollte darüber schreiben, wie ich mich auf die Bescherung freue, heute mit der Beelzemädchen alleine, morgen mit dem Bub, auf die ganze weihnachtliche Besinnlichkeit, mit ihr Weihnachtslieder zu singen, auf unser leckeres Essen, auf ihre Freude, wenn sie den erleuchteten (ja, mit echten Kerzen, aus Wachs, und mit brennendem Feuer) Baum sieht ... .

Ich wollte schreiben, wie ich mich freue, bald mit der Beelzemädchen für ein paar Tage in die Weihnachtsstadt schlechthin zu fahren und auszuspannen ... uns morgens an einen gedeckten Frühstückstisch zu setzen, Betten gemacht zu bekommen, in unserem schönen Hotel abzuhängen und zu chillen, oder rauszugehen, ganz nach Lust und Laune ... .

Und nun die erneute Attacke meiner Mutter.

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