Dienstag, 24. Februar 2015

Poco-Queen

Im Zusammenhang mit irgendeiner Berichterstattung zu dem Anschlag in Kopenhagen vorige Woche hat ein interviewter Kopenhagener gesagt "Blumen kaufen - das ist das Beste, was man tun kann, wenn man traurig ist." Ach ja, im Weltspiegel war's. Kein Zitat irgendeines Philosophen, keine chinesische Weisheit, 'nur' ein wahllos herausgegriffener dänischer Passant. Mich daran erinnernd bin ich vorhin, als Fridolin beim Fussballtraining war, mit Beelzebebi in den Baumarkt gelaufen, und habe uns Frühlingsblumen gekauft - je ein Körbchen Traubenhyazinthen und Hyazinthen für den Schrank, und dreimal die gleichen kleinen Übertöpfe Belli für den Tisch. Ich mag das, viele gleiche Blumen in gleichen Übertöpfen. Schützt mein Hirn vor Reizüberflutung. Zack - besser.

Fred hat mich heute einfach nur aufgeregt. Der Bub darf von Freitag auf Samstag zu einer Übernachtung mit den besten Freunden und Freundinnen. Meine Freundin brachte heute einen Zettel vom Veranstalter vorbei mit einer Liste, was die Kinder alles mitzubringen hätten. Da Fred rumsaß und nichts tat, noch nicht mal Kinder bespaßte, während ich im Dreieck sprang - ob der Vorkommnisse heute eine Mitteilung für die Lehrerin schreiben, Verträge für meine Arbeit morgen vorbereiten, Bub duschen schicken, Lernwörter mit ihm üben, Bebi wickeln, Frühstück für morgen, Pausenbrot morgen für Fridolin und und und - erdreistete ich mich, Fred besagte Mitbringliste fürs Wochenende in die Hand zu drücken, die ja wirklich nicht viel ist. Es ist nix extra zu besorgen, es handelt sich um einen kleinen Rucksack für eine Nacht, also echt nicht zu viel verlangt. Für Fred anscheinend schon. 
Ehrlich, ich brauche kein fünftes(?), großes Kind, und ich habe definitiv keinen Bock darauf, meinen Ex (!) zu bemuttern. Mit Bub, Bebi, und meinen Arbeitskinder reicht mir das komplett. Da brauche ich keinen fast 44 Jährigen auf dem Stand eines präpubertären Jugendlichen. Fred ärgerte das mit Fridolin's Schulranzen heute ebenso wie mich. Dass irgendeine Aktion von uns ausgehen muss, ist einfach nur ... klar. Schon allein, um Fridolin zu signalisieren, dass wir ihn nicht hängen lassen. Da ich nicht sofort Zugang zu der Sache fand, was der Lehrerin zu schreiben wäre, erlaubte ich mir, Fred zu fragen, was er denn schreiben würde. "Ja weiß ich auch nicht." "Gut, dann schreiben wir nichts."

Der Bub kaufte sich heute im Laden einen kleinen Spiralblock, malte vorne drauf "TAGEBUCH", und schreibt da jetzt rein, was ihn so bewegt. TOLL! Dazu bastelte er sich ein Lesezeichen: er nahm drei Schnüre, knotete sie oben an die Spirale, flocht einen Zopf, und schnitt unten ab. Dann erzählte er mir, dass er reingeschrieben hätte, dass das Abendessen - Linsen-Tomaten-Suppe - heute so richtig lecker gewesen sei. Noch ist ihm wichtig, dass er mir seine Gedanken erzählt. Dass Tagebücher ja eigentlich geheim sind, spielt noch keine Rolle für ihn. Ich bin ja mal gespannt, wie lange das noch so bleibt. Hoffentlich noch sehr sehr lange, ich bin so stolz, dass er sich so toll artikulieren kann, diese Gespräche mit ihm würden mir schon fehlen ... kommt wohl irgendwann. Vielleicht ist das aber auch nur eine Phase? Und wenn ... dann werde ich das wohl akzeptieren. Müssen. Dieses mit den Wurzeln und Flügeln. Und vertrauen, dass die Wurzeln, die ich ihm gegeben habe, stark genug sind, dass wir dieses, was wir uns erschaffen haben, über den Ablöseprozess hinweg behalten werden, egal an welchen Fleck der Erde es ihn einmal verschlagen wird.

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