Montag, 27. Oktober 2014

Sieben Meilen, sieben Zwerge und sieben Brücken

Die Zeit jagt mir in 7-Meilen-Stiefeln hinterher.
Noch bin ich schneller, lasse mich nicht einholen.
Ich versuche, ihr zu entkommen.
Die Fortschritte hier sind ... nun ja, monströs.
Nahezu jeden Tag geschieht irgendetwas Größeres oder noch Größeres, das mich näher an mein Ziel bringt.
Das ist bisweilen ganz schön anstrengend, aber anscheinend brauche ich das. Vorgestern dachte ich, mir mit einem Pausentag etwas Gutes zu tun. Am Ende des Tages war ich die Unausgeglichenheit in Person. Gestern legte ich dafür eine extralange Laufeinheit ein - die extrem gut tat. Dabei nahm ich Beelzebebi im Kinderwagen mit, und Fridolin fuhr auf seinem Tretroller neben mir her. Wir redeten viel. Und gut.

Und dann ist da noch die Sache mit Fred. Ganz schön bequem, wenn man sich jemanden abhängig halten kann. Ich bin allerdings vermutlich weit weniger abhängig, als Fred das recht ist, als ich selbst mich abhängig fühle. In jedem Fall geht es nun in riesigen Schritten da raus. Ist ja auch praktisch, wenn man sich "Familie" holen kann, wenn man sie braucht, und wenn eben nicht, dann nicht, sich in seine eigenen Wände zurück ziehen. Bloß nichts Verbindliches. Bloß keine klaren Ansagen, niemandem gegenüber. Sieht ja auch viel schöner aus, wenn man das Bild der heilen Familie nach außen hin so einigermaßen wahren kann, wenn man sich sein "Recht" am Kind einfordern kann für die schönen Dinge des Lebens, die "Pflicht" liegt dann bei mir.

Ich fühle mich ausgenutzt. Ich eile mit Sieben-Meilen-Stiefeln meiner Unabhängigkeit entgegen. Wenn ich wieder arbeite, kann mir keiner was. Aber bis dahin ist noch so viel zu tun.
Und das werde ich garantiert nicht alleine machen. Dieses Haus ist zum Teil mehr Fluch als Segen. Besitz macht unfrei. Unfrei ist scheiße. Wenn Fred hier ständig sitzt, seinen Sohn so viel sieht wie kaum ein getrennter Vater, und hier Chaos verursacht, dann hat er auch was zu leisten. Sein Haus, mein Haus, unser Haus. Andere Familien haben das eben schon vor Jahren gemacht, beim Einzug oder kurz danach, ich hatte da nicht alles alleine geschafft.
Es kostet so viel Kraft, mich dagegen aufzulehnen, dass Fridolin und ich nicht in diesen Strudel der Negativität hinab gezogen werden. Kraft, mit der ich eigentlich unser Leben aktiv gestalten möchte. So unnötig verplemperte Kraft! Kräfte, die sich gegenseitig aufheben. Aber es ist den Kampf wert. Jedes Mal! Gestern habe ich mit meinen Kindern einen wunderschönen Herbstausflug gemacht.

Unterm Strich: wenn Fred hier in Zukunft weiter mitessen möchte, dann muss er einkaufen. Ja klar, zum Ausnutzen gehören immer zwei: einen, der's tut, und einen, der's mit sich machen lässt. Und wenn ihm die Wasserkästen zu schwer sind, zu viele Leute beim Einkaufen, und und und ... tja, dann weiß ich auch nicht. Ich darf mich nicht mehr benutzen lassen für sein Heile-Familie-Feeling!! Nicht, wenn mir das nicht gut tut.

Und das tut sie nicht. Fred hat letztes Jahr? vor zwei Jahren? Fridolin einen Gutschein geschenkt. Ach ja, zur Einschulung war das. Für einen Zirkusbesuch. Der Zirkus ist vor einem Jahr weitergezogen und vermutlich bald wieder hier. Fridolin bekam von Fred auch einen Gutschein für den Besuch einer großen Ägypter-Ausstellung hier. Die Ausstellung wurde vor einem Jahr (?) abgebaut, Fred bekam keine Karten mehr am letzten Tag. Fridolin musste sich vor zwei Jahren im Dezember entscheiden, zu welchem Kindergeburtstag er gehen wollte - zwei seiner Freunde feierten am gleichen Tag. Er entschied sich unter dem Versprechen Fred's, dass dieser dann mit den Kindern zum Bowling gehen würde, um den Geburtstag des einen besten Freundes nachzufeiern. Inzwischen habe ich das gemacht, wir hatten einen wunderschönen Tag ......... .

Horror habe ich vor Weihnachten aus genau dem Grund, weshalb ich hier die Woche mit Fridolin sitze, aber davon schreibe ich später, wenn ich hoffentlich die Zeit dazu gefunden haben werde (Futur II), es ist mir wichtig.