Sonntag, 13. April 2014

Aus dem Irrgarten hinaus

Auf der Dachterrasse
Wunden sind zur Genüge geleckt
die letzten Tage, Woche, Monate, Jahre rekapitulieren

Ab und an verdeckt eine Wolke die Sonne - wie im richtigen Leben.

Als Kind hat meine Mutter mich des Öfteren mit verschiedenen Organisationen in diverse Ferienlager quer durch die Republik geschickt, von Deggingen bis Schönberg an der Ostsee, aber auch nach Holland. Immer mit Kindern, die ich noch nie zuvor im Leben gesehen hatte. Auf einer dieser Reisen machten wir Station bei einem Labyrinth aus meterhohen Hecken. In der Mitte ein Aussichtsturm. Wenn man den Ausgang gefunden hatte, gab's Eis. Ich erinnere mich oft daran zurück. Die letzten Jahre scheine ich wie in diesem Irrgarten gefangen gewesen zu sein, ohne mich wirklich gefangen gefühlt zu haben. Sehr weit von mir selbst weg jedenfalls.

Nun habe ich also, was ich nie im Leben für möglich gehalten hätte, geschafft, die Koffer für unsere Reise nach Hause zu packen. Nicht alles einfach rein, sondern perfekt, wie zu alten Backpacker-Zeiten. Ich habe viele wunderschöne Jahre nur aus einem Trekking-Rucksack mittleren Ausmaßes gelebt. Nie mehr gebraucht als das, was dahinein und in eine kleine Handtasche passte. Als ich komplett ausgeraubt wurde, gelernt, dass man faktisch wirklich nicht mehr braucht als das, was in eben jenen Rucksack passt. Im Gegenteil: mit einem Mal war ich frei. Frei, zu gehen, wohin auch immer mein Herz mich trug. Und es trug mich straight back to the roots. Klar.

Ich erinnere mich an eine Bank aus Stein im barocken Stil, die noch im Irrgarten stand, allerdings konnte man von dort aus schon den Ausgang sehen. Auf dieser Bank sitze ich gerade in der wärmenden Sonne. Einen Rucksack für mich, einen für Beelze-Sohn unter der Bank. Denke darüber nach, was war. Ohne Wehmut. Ohne Wut. Ohne Trauer. Alles ist gut, wie es ist. Morgen brauche ich nur noch diesen einen Schritt hinaus gehen.

Zu Hause waren wir lange nicht gewesen. Vielleicht hatten wir nie wirklich ein Zuhause. Morgen geht die Reise los. Ein bisschen fühle ich mich wie E.T. Nach Hause ... große Worte.
Die Frage ist aber, und bleibt: brauchen wir wirklich ein Zuhause im herkömmlichen Sinn?
Ist ein Haus aus Stein, das, was wir wirklich brauchen?
Oder brauchen wir die Freiheit?
Gehen, wenn uns danach ist?
Bleiben, solange wir uns gut fühlen?

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