Dienstag, 24. November 2015

Wut-Post

Eigenartig.
Alles höchst eigenartig.
So viele Dinge in mir.
Wie kann man sprechen, wenn die Worte fehlen?!

Nun sind wir mit unserer Kinderkrippe ein knappes Jahr in Betrieb,
und wie ich finde, mausern wir uns ganz gut.
Die nächsten Wochen steht uns ein wahrer Marathon an Bewerbungsgesprächen für neue Kinder bevor, wir können aufstocken. Mal sehen, was dabei rum kommt.
Knapp ein Jahr sind wir nun in Betrieb, Zeit auch, den Gruppenraum an der einen oder anderen Stelle zu perfektionieren. 
Am liebsten würde ich ja umstrukturieren, nicht, weil irgendwas nicht passt, sondern einfach, weil ich Veränderung liebe. Weil ich stetige Veränderung brauche. Veränderung ist Wachstum ist Fortschritt ist Reifen.
Aber die Räumlichkeiten umzustrukturieren, ist abgesehen von der Kostenfrage nicht so ohne Weiteres möglich, weil die Kinder ja eine gewohnte Umgebung brauchen. Insofern versuche ich die Dinge ganz behutsam zu ändern. Heute habe ich einen neuen Rollcontainer bestellt, darin finden die Kinder ihre Bücher leichter als im Bücherregal. Das bestehende Bücherregal hingegen wird umfunktioniert, darin finden ab jetzt die losen Materialien (fein sortiert) und Aktionstabletts Platz. Das genügt mir dann hoffentlich an Veränderung, die Kinder wird's wohl nicht überfordern. Die Kollegin stimmt mir zu.

Apropos Kinder ... die Eltern von meinem Helikopterkind regen mich einfach nur noch auf. Das Kind wird von früh bis spät mit Bildung zugemüllt und ist mit dem Input an Bildung massiv überfordert. Die Eltern hetzen mit dem Kind nach der Krippe vom Kinderturnen zu Babyzeichensprache, zum Schwimmkurs. Krabbelgruppe und Mini-Club. Zusätzlich bekommt sie in den nächsten Monaten ein Geschwisterkind - was ihr jetzt schon schwer zu schaffen macht, weil sie weiß, dass sie ihren Status als Allein-Prinzessin verlieren wird. Sie ist daheim die unangefochtene Chefin. Die Eltern tun, was immer sie will. Wenn sie etwas nicht möchte, muss sie es nicht. Entscheidungen trifft grundsätzlich sie. Dazu suchen die Eltern ein neues Haus. Dazu behandeln die Eltern das Kind wie eine kleine Erwachsene. Zeit für Mittagsschlaf NULL. Nicht ausnahmsweise mal nicht, sondern generell nicht. Dazu geht sie abends zwischen 21 und 22.30 h ins Bett - "sie will ja vorher nicht". Ha! Was soll man dazu noch sagen ... . Wenn der Vater sie abholen kommt, ist die erste Frage, "was habt ihr heute alles gemacht". Gestern ein wenig Freispiel bis alle Kinder da waren, einen kleinen Morgenkreis mit Morgenlied, Herbstlied und Fingerspiel, danach einen großen Ausflug, Mittagessen, schlafen. "Und sonst?!" Wie - und sonst. 2-jährige Kinder sind irgendwann mal platt! Dann ist Ende mit "und sonst?!" Ende mit Input! Dann ist "schlafen" und neue Kräfte sammeln! 

Irgendwohin muss ich das ja schreiben, weil mir einerseits das Kind einfach nur leid tut, andererseits macht es mich wütend, wenn ich sehe, welche Auswirkungen dieses Verhalten der Eltern auf das arme Kind hat. Nicht nur dass es angefangen hat zu stottern. Man merkt ihr an, wie sehr sie darauf bedacht ist, in in ihrem Tun permanent irgendwelchen Anforderungen an sie gerecht zu werden. Wenn wir einfach mal Musik anmachen, und die Kinder sich frei im Raum dazu bewegen dürfen, kommt von ihr immer irgendetwas Einstudiertes aus irgendeinem Mini-Krabbelgruppen-Kinderyoga-Babyzeichensprachen-Kurs. Ansonsten ist sie hier einen Großteil der Zeit logischerweise einfach nur müde und platt und sagt von sich aus, dass sie schlafen gehen möchte.

Und ja, ich mag die Eltern, eigentlich, gern. Das Kind sowieso. Aber das regt mich auf. Immer wieder. Neulich meinte der Vater mal nach einem Elterngespräch "vielleicht hat sie zur Zeit ein bisschen viel Input". Ganz vielleicht. Ein klitzekleines bisschen zu viel. Geändert hat sich für das Kind aber nichts. Ein solch straffes Programm wäre selbst mir als Erwachsener zu anstrengend. Wie mag es dann einem 2-jährigen Kind damit gehen?! Und erst recht, wenn es nicht ausreichend Schlaf bekommt?! Wenn wir hier Schlafenszeit haben, ist sie grundsätzlich die erste, die liegt und schläft, und das letzte Kind, das wach wird - von alleine in all der Zeit, die sie jetzt bei uns ist nicht ein einziges Mal.
Es spricht ja nichts dagegen, sein Kind zu fördern. Aber in Maßen. Wenn ich eines gelernt habe in all den Jahren, dann, dass Mittelmaß nicht immer das Schlechteste ist.

Was ich merke, ist, dass ich persönlich mich mehr abgrenzen muss von dieser Thematik, und einen Weg finden muss, damit umzugehen. Akzeptieren, dass die Eltern das eben anders machen als ich. Umgedreht ... ich bin halt nun mal Erzieherin dieses Mädchens, und als solche auch ein Stück weit verantwortlich für sie, und ich sehe, was dieser Bildungswahn bei ihr anrichtet.

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