Dienstag, 19. Mai 2015

Tabula Rasa, die 100ste

So nun ... morgen kommt meine Mutter Fridolin aus der Schule abholen und dann hierher. "Hierher" bedeutet stellenweise Unordnung. Jupp. Bei mir. Tatsächlich. Was also tun? Weiterhin liegen lassen als Mahnmal an Sisyphos, den Einzelkämpfer? 
Mamikreisel? 
Altkleidersammlung? 
Second-Hand-Laden?
Freunde, Bekannte, Verwandte, Kollegen?
Ebay?

Mamikreisel - schön und gut. Haken: Arbeit, Zeit. Was mir just fehlt: Zeit. Was ich auch ohne Mamikreisel schon für drei habe: Arbeit. Das Gleiche gilt für Ebay. Ich mag mir mit dem Aussortieren nicht noch eine zusätzliche Baustelle aufhalsen zu den bereits vorhandenen.

Altkleidersammlung - für meine ausrangierten Sachen, ja! Aber ne, ich will nicht, dass jemand mit dem Zeug auch noch Kohle macht.

Second-Hand-Laden - hier ums Eck, liebevoll bis ins kleinste Detail. Wäre meine allererste Option gewesen. Haken: der Markt an Baby-Kinder-Second-Hand-Kleidung ist gesättigt, die Geschäftsführerin gibt ihren Laden zum August auf und nimmt deshalb nix mehr an.

Freunde, Bekannte, Verwandte, Kollegen - in meinem erweiterten Umfeld habe ich einen einzigen Cousin, der jetzt demnächst mit seiner Frau Nachwuchs erwartet. Er wohnt allerdings ein gutes Stück weg. Falls er nicht sowieso schon alles neu gekauft hat (wie ich ihn einschätze), würde das Ewigkeiten dauern, bis ich das Zeug letztlich wirklich los wäre. Für sämtliche sonstige Bekannten bin im Übrigen ich die letzte Station für alte Kleider. Bemerkenswert.

Hinzu kommt, dass es sich bei den aussortierten Dingen um Babykleider der Größen 50 bis 74 handelt - alles, was der Bebiline eben inzwischen zu klein ist, und sämtliche Accessoires. 
Kurz gesagt: es hängt auch jede Menge Herzblut an den Dingen. Wenn ich mich nach acht Jahren also endlich an dem Punkt angelangt bin, an dem ich sagen kann "Hey, jetzt ist's gut für mich, loszulassen", dann möchte ich die Dinge gleich weg haben. Sofort. Auf der Stelle. Und nicht mal bis zum nächsten Tag warten müssen.

Kurzum: heute Vormittag habe ich vier große Kisten Klamotten mit Babysachen aussortiert. Ein paar besondere Kleidungsstücke, die ich den Kindern gerne angezogen habe, oder an denen doch etwas hängt. Den Hauptteil - vier große Säcke Kinderklamotten - habe ich im Flüchtlingsheim abgegeben, wo man sie sehr dankbar entgegen nahm. Ich glaube, da sind sie gut aufgehoben, und ich kann gut mit leben.

Was mich eben so traurig macht, ist einerseits das Loslassen - die Kleidung, aus der Fridolin rausgewachsen war, hatte ich aufgehoben. Alle. Alles Spielzeug. Fläschchen. Stoffwindeln. Und und und. Alles noch da. Aus irgendeinem Grund hatte ich mich - noch - nicht davon trennen wollen. Dann kam aus heiterem Himmel [....] die Bebiline in meinen Bauch, und 9 Monate später, alleinerziehend mit zwei Kindern und ohne Unterhalt für den Bauchzwerg, konnte ich von Glück sagen, dass ich all diese Dinge gehortet hatte. Nun bin ich 35. Einhalb. Ich habe die zwei für mich allerliebsten Kinder dieser Erde, Männer gibt's wohl auch hier, aber mit Kindern ist fertig. Mein Plan waren ja immer drei gewesen, aber zwei solch entzückende geht auch mehr als in Ordnung! Tja nun ... die Tatsache, dass ich den allergrößten Teil meiner Babysachen nun weggebe, bedeutet gleichzeitig einen Schluchzsstrich - Freudscher Verschreiber - unter die Kinderplanung zu ziehen. 
Nein, das nun loslassen macht mich nicht wirklich traurig, aber gibt die Möglichkeit des Innehaltens für einen Augenblick. Es ist gut, wie es ist. 
Was mich tatsächlich traurig macht und sehr sehr nachdenklich, ist die Tatsache, dass all diese schönen Dinge, die einst einen guten materiellen Wert hatten, nun schlicht und einfach wertlos geworden sind. Dass der Markt mehr als übersättigt ist. Dass es Überfluss hat an diesen Dingen, nicht nur an relativ minderwertigen Produkten, sondern gerade auch an teuren Sachen, die 'für die Ewigkeit' gemacht sind. Dass das Internet mehr als voll ist mit Onlineshops von Müttern, die selbst schneidern und nähen für ihre Kinder, und dann auch verkaufen. Das ist keine Kritik, (würde ich auch gerne können), macht mich aber nachdenklich. Genug scheint nicht genug. Immer nur mehr haben. Von allem das Beste im Überfluss. Ich mag da nicht mitmachen. Fragt sich, wo ich in Zukunft Second-Hand-Kleidung her bekomme, wenn der Second-Hand-Laden schließt, weil der Markt gesättigt ist - muss man nicht verstehen. Was bin ich froh, dass ich das Ding mit den Kinder-Mietklamotten entdeckt habe!! Wenn der Bebiline mal nicht mehr wurscht ist, ob sie getragene Sachen vom großen Bruder an hat, oder sie eben Mädchensachen braucht, werde ich das alles mieten. Bloß nix neu kaufen. Oder so wenig wie möglich, wenn ich halt wirklich mal was Schönes sehe, sonst hat man's am Ende an der Backe kleben. Gestern zum Beispiel die Mütze für Bebi, eine, die ihr wirklich endlich mal steht!

Und weil ich eben schon mal so schön im Fluss war mit der Rausschmeißerei, habe ich gleich im Keller weitergemacht .... . Vor dem letzten Altpapier hatte ich ja schon ewig viele alte Zeitschriften aussortiert ... . Ich schmeiße weg hier, und weg und trotzdem ist noch zu viel Zeug da. Einen ganzen Sack Hamsterzeug ... .

So, nun geht's wieder gut. Abgesehen vom Loslassen habe ich ja auch einen ganzen Haufen neuen Platz dazu gewonnen. Und je größer die Beelzebebi wird, desto mehr Platz ..... .

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