Donnerstag, 25. Dezember 2014

Oh du fröhliche ...

25.12., 10.45 Uhr. Der Bub ist mit Fred zu seinen Eltern gefahren, Bebi liegt, wenn auch nicht schlafend, zumindest leise in ihrer Wiege. Zeit für mich, um zu reflektieren. Wichtig - es ist so viel passiert!

Nachdem ich am 23.12. abends nach meiner Nach-OP noch zu beömmelt war, um das Chaos zu beseitigen, dass die Handwerker und Maler hinterlassen hatten, die hier die Trocknungsmaschinen aufgebaut hatten für unseren Wasserschaden, während ich zeitgleich in Narkose hinweg driftete, hatten wir eben gestern morgen ungleich mehr zu tun. Ich hatte mir allerdings noch am Abend einen genauen Plan zurechtgelegt, was alles noch zu tun wäre. Plan war, dass ich früher aufstehe, und weil ranklotze, während die Kinder ausschlafen. Wie das eben so ist mit Plänen ... stille Nacht, heilige Nacht, keiner schläft, alle wach ... . Mist. Wenn Bebi wach ist, kann ich nicht gut ranklotzen, dann braucht sie mich meistens. Zum Glück hatte ich meinen Weihnachtsgroßeinkauf (?) schon viele Tage zuvor über Internet beim örtlichen Supermarkt erledigt. Die Bestellung kam dann auch prompt gegen 8.30 Uhr, als wir gerade fertig gefrühstückt hatten. Genial - kein Rumgefahre, kein mit zwei kleinen Kindern im Supermarkt-Chaos stehen, mit womöglich genau dann hungrigem Bebi, kein Gedränge nichts. Alles frisch am Heiligabendmorgen, und ich tiefenentspannt. Nur bezahlen und bei mir zuhause einräumen - fertig. Dazu so freundliche Menschen, die das Zeug lieferten. Bei Rewe haben sie auch einen Lieferservice, aber das sind irgendwelche Angestellten, die einem das Zeug lieblos in den Korb knallen und fertig. Die gestern ausgeliefert haben, sind die Familie, die den Supermarkt betreibt selbst - ganz anders! "Schaun Sie, ich habe Ihnen den anderen Schnittlauch eingepackt, der war besser."
Dann war ranklotzen angesagt ... aufräumen von oben nach unten ging einigermaßen zügig, weil unser Hausstand mittlerweile doch ganz gut reduziert ist (wenn auch noch nicht komplett fertig). Danach war putzen angesagt - dem Bub habe ich 0,10 € pro Stufe gezahlt. Doppelt - erst mit Neutralreiniger, dann mit Emsal für geöltes Holz, plus eine Prämie in Aussicht gestellt für wenn er durchhält. Alles in Allem 10€ für eine wirklich großartige Hilfe. Treppeputzen ist für ihn leicht und keine Überforderung, und mir eine tatsächlich riesige Hilfe, nicht bloß ABM für den aufgedrehten Bub. Er hat das zum ersten Mal gemacht, und ich habe mir gedacht, wenn die Putzfrau 10€ pro Stunde bekommt und ich mich trotzdem rumärgern muss, zahle ich sie lieber ihm, und weiß, dass er's tatsächlich besser macht als sie. Hm. Dann bleibt das Geld lieber in der Familie. Gezahlt habe ich ihm das als Belohnung, weil er ansonsten auch freiwillig viel hilft. Umgedreht ... wenn ich überlege, wieviel ich als kleines Mädchen daheim mithelfen musste. Es hat mir nichts geschadet. Im Gegenteil. Nichts, was mich überfordert hätte. Eben meinen Teil beitragen. Das müssen die meisten überbehüteten Kinder heutzutage gar nicht mehr. Gleichzeitig möchte ich Fridolin aber ja auch nicht ausnutzen, deshalb habe ich ihm eben etwas gezahlt. Er hat keinen festen 'Job' hier im Haus, mir ist wichtiger, dass wenn ich ihn mal spontan um einen Gefallen bitte, er dann mithilft - was er auch ohne Murren(!) tut. Da ist Verlass drauf. Mir ist wichtig, dass das so bleibt. Dann gibt's lieber für so außergewöhnliche Aufgaben wie Treppenputzen ein Taschengeld. Derweil hatte ich den Rücken frei, um die Küche zu putzen und und und ... den ganzen Rest eben. Baby spielte derweil auf der Krabbeldecke.
Als nächstes ging's weiter mit Kinder baden und duschen,
kleines Mittagessen (Brot),
danach ging's langsam zum festlichen Teil über - den Tisch fürs Weihnachtsessen festlich eindecken. Traditionell macht an Heilig Abend der Adventskranz aus dem Wohnzimmer Platz für den Baum, und bildet den Mittelpunkt für unsere Festtafel. Dieses Jahr hatte ich verstärkt das Bedürfnis danach, keine Arbeit in dauernde Dreckbeseitigung investieren zu müssen - einen nadelnden Baum, deshalb gab's statt eines klassischen Adventskranzes ein nadelfreies Gesteck aus Birkenstämmen mit (grünen - ach) Samt-Schleifen außenrum und drei Tannenzapfen davor. Clean und doch festlich. Fridolin wünschte sich einen Christbaum - klar. Aber auch da hatte ich ehrlich gesagt keinen Bock, viel Geld für auf abertausende trockene Nadeln auszugeben, und am Schluss muss man den doch wieder wegschmeißen. Meine Mutter hatte vor circa 25 Jahren einen "Weihnachtsbaum" aus rostigem Eisen in der Brigitte bestellt (echt jetzt). Den hatte ich mir geschnappt, als sie ihn aussortierte. Den haben wir mit Teelichtern dekoriert, mit einfarbig roten Glas-Christbaumkugeln und dazwischen wunderschönen alten Christbaumschmuck, den Fridolin sich aussuchen und befestigen durfte. Am Schluss war er nach eigener Aussage auch nicht weniger glücklich als mit nadelndem Christbaum - strike! Abgesehen vom Dreck hatte ich auch den Drang danach, festlich zu dekorieren, ohne das Auge, und damit den ohnehin vollen Kopf noch weiter zu überladen. Ferien auch fürs Auge, und es sieht trotzdem sehr sehr festlich aus. Dafür haben wir eine richtig tolle Krippe. Mit echten handgeschnitzten und -bemalten Holzfiguren aus Südtirol. Da gibt's jedes Jahr ein Tier oder Männchen dazu, dann bin ich pleite. Zum Dekorieren haben wir immer schöne ausgelassene Weihnachtsmusik. Ich brauche das, das sind eben meine Wurzeln.
Zum Schluss habe ich mich noch schön rausgeputzt - gut fürs Ego. Um 15 Uhr war Zapfenstreich, dann ging's ab in die Kirche zum Krippenspiel.
Der bisher größte Auftritt vom Bub - und die Kinder machten das alle ganz großartig!! Bei Fridolin saß der Text, er hatte alle seine Einsätze und sprach laut und deutlich. Wow! Und Bebi kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, strahlte bis über beide Ohren, hüpfte vor Aufregung - die vielen Lichter, die vielen Menschen, Musik ... . Und wir hatten einen 1a-Sitzplatz, die Eltern der Krippenspieler dürfen in der überfüllten Kirche reservieren. Jeder wie er's verdient. ;)
Und ja, Fred und ich haben unser Verhältnis nun so weit geklärt, dass wir tatsächlich zusammen Weihnachten gefeiert haben. Friedlich. Ausgelassen. Lustig. Wunderschön. Toll! Muss man auch erst mal schaffen, das.

Zuhause hatte sich Fridolin gewünscht, mit mir zusammen unser Festessen zu kochen. Genau genommen hat er mehr gemacht als ich (zumindest die Knoblauchcremesuppe). Ich habe tatsächlich ein Rezept mit 16 Knoblauchzehen gefunden. Während die leise vor sich hin köchelte, schnell mit Fridolin Geschenke verpackt - 'Dank' OP, Nach-OP, Nierenzeug und Wasserschadenscheiße ging das eben nicht vorher, aber so war er immerhin eine Weile beschäftigt. Die Knoblauchsuppe schmeckte ganz hervorragend. Danach kurze Pause, ich kochte Steinpilzrisotto. In Perfektion. Echt jetzt. Wenn ich was kann, dann ist es kochen. Steinpilzrisotto. 11 von 10 Punkten. ;)

Nach dem Essen verzog Fred sich mit Bebi und Fridolin ins Kinderzimmer, während ich meinen Teil der Geschenke, und die sämtlicher Verwandter unter dem Weihnachtsbaum drapierte. Danach übernahm ich im Kinderzimmer, während Fred drapierte, die Teelichter am Weihnachtsbaum anzündete und das Christkindglöckchen klingelte. Äh, das Christkind natürlich. Nein, Fridolin glaubt seit zwei Jahren nicht mehr an Osterhase, Christkind, die ganze Kompanie. Zuerst lasen wir die Weihnachtsgeschichte, Fridolin spielte ein, zwei Weihnachtslieder auf der Gitarre, dann gab's Plätzchen und Geschenke satt ... . 
Für den Bub die Tatsache, dass er ein Baumhaus bekommen wird, Kalender, Legoplatten, Brause, zwei Bücher ("Oskar und das Geheimis der verschwundenen Kinder" und "Die sagenhafte Saubande"), Stifte und und und. So toll, dass selbst von meiner Großverwandtschaft so viel für uns kommt. Nicht die Geschenke an sich, auch nicht die Menge, sondern die Tatsache, dass wir eine Familie sind. Selbst meine Großtanten schenken Fridolin (und nun auch Bebi) etwas. Fridolin brachte es auf den Punkt: "So schön, dass sie an uns denken!"
Das Mama-Christkind brachte Bebi eine Schatulle mit Spieluhr - wenn man die aufklappt, dreht sich ein kleiner Drache zu einer schönen Melodie. Außerdem schenkte ich ihr ein Buch mit CD - "Die Moldau" ist/war Hannes' Herz-Stück. Ich möchte schon, dass sie sich später einmal anhand bestimmter Dinge vorstellen kann, was er so mochte, wie er war. Er ist immerhin ihr Erzeuger. Vor einiger Zeit hatte ich dafür ja mal eine schöne Kiste angelegt. Mal sehen, vielleicht hat sie später auch gar kein Interesse daran? Wobei ich mir das nicht vorstellen kann. Wenn doch, möchte ich ihr mit diesen Gegenständen helfen, sich eine Vorstellung zu machen. Eigentlich braucht ein Bebi ja kein Geschenk. Aber ich dachte, Musik versteht auch ein Bebi schon, und da hat sie länger was von. Außerdem bekam sie von der Freundin (!) meiner Großtante ein paar selbstgestrickte Schühchen für die Taufe, von Fred!!!! einen Schutzengel für ihr Zimmer, und von ihren Patinnen einen wunderschönen Greifring aus Holz mit Stoff außen dran, und - das tollste Geschenk des Abends: von Fridolin ein Sigikid-Kuscheltier. Das hatten wir Anfang Dezember schon in einem Spielzeugladen gekauft. Nein - ER hatte das gekauft. 30 € von seinem ersparten Taschengeld, den Rest gab ich dazu. Weil er ihr etwas schenken wollte, wovon sie ganz lange etwas hat, und damit sie nie vergisst, dass er sie lieb hat, wenn er mal nicht da ist, oder sie woanders. Seine Worte.

Fridolin's Highlight ist natürlich das Baumhaus - das er allerdings ja noch nicht hat, und ein von meiner Großtante ausrangiertes Keyboard. Genial!

Abgesehen davon gab's noch so einiges an Krusch, auch von meiner Großtante. Ein bisschen sieht das so aus, als geht es auf ihr Lebensende zu, und sie verschenkt schon mal so Dinge, die ihr am Herzen liegen. Autsch. Sie ist, außer meiner Mutter, die einzige Verwandte hier in der Nähe, und wir haben schon immer ein sehr gutes/enges Verhältnis gehabt, deshalb ist sie auch meine Firmpatin.
Zeitgleich rief gestern eine alte Bekannte (im wahrsten Sinn des Wortes) von zu Hause an, dort, wo meine Mutter lebt. Sie war früher einmal unsere Nachbarin gewesen, wir haben immernoch Kontakt. Sie sprach auf den Anrufbeantworter, ich war leider grade nicht da, als sie angerufen hatte. Was sie auf Band gesprochen hatte, rührt mich zu Tränen. Immernoch. Wieder und wieder. Sie kommt selbstverständlich gerne zu Bebi's Taufe. Wenn sie dann noch lebt. ... . Sie wird bald 93.

So überwältigend toll zu sehen, wer alles an einen (zurück-)denkt, grade wenn man eine große Krise (überstanden) hat, oder/und mit sich selbst oft arg am Hadern ist, und sich einsam fühlt. Der Gegenbeweis.

Ich habe übrigens auch Geschenke bekommen ... ganz viel Entspannungszeugs - aber keinen Babysitter. ;) Und von Fridolin etwas ganz Geheimes nur für mich. <333333333

Nachdem wir noch ausgiebig Fridolin's Keyboard ausprobiert hatten, war gegen 23 Uhr dann der offizielle Teil auch beendet. Ein Keyboard ist besser als gar kein Klavier. Immerhin Tasten unter den Fingern. Fridolin brauchte dringend, bei mir einzuschlafen - egal, ob Bebi nachts aufwacht, und es ob der Trocknungsmaschinen ziemlich ätzend ist bei mir. Hauptsache ich. Awww.

Der ganze Tag wäre zu perfekt gewesen, wenn meine Mutter nicht gegen 23 Uhr angefangen hätte mit Telefon- und SMS-Terror (....). Ja, sie ist alleine zuhause. Und es bricht mir einerseits das Herz, sie einsam zu wissen. Sie ist immerhin meine Mutter. Aber ihre Einsamkeit hat einen Grund. Für den sie selbst verantwortlich ist. Sie. Nicht ich. Es ist verdammt viel passiert im letzten Jahr. Sehr schlimme Sachen. Letztes Jahr um diese Zeit war ich dem Tod näher als dem Leben. Ich habe mich wieder aufgerappelt. Trotz aller widrigen Umstände. Deshalb lag meine Priorität, in Absprache mit einer anderen Tante, der Schwester meiner Mutter, auch eine wichtige Bezugsperson für mich, in einem friedlichen Weihnachtsfest für Fridolin, Bebi und mich. Ohne Spannungen zwischen meiner Mutter und mir, die sich auch auf die Kinder übertragen hätte. Ohne Beschimpfungen gegen mich.

So, Gedanken geordnet. Gut!