Mittwoch, 3. Dezember 2014

Benebelt

Nachtrag von gestern:

Heute war es so weit. Endlich die OP vor der ich mich viel zu lange erfolgreich gedrückt habe.
Endlich? Zum Schluss war der Leidensdruck wesentlich größer als die Angst vor den Schmerzen.
Die Angst vor dieser OP war (!) die größte Angst, die ich seit Jahren hatte. Noch größer als Kinderkriegen. Inzwischen habe ich ja Beelzebebi. Der Witz, das Makabre oder vielleicht Traurige ist: Ich kann 'Gefahren' rational ganz gut einschätzen. Angst ist bei mir zu 99,9% tatsächlich 'begründet'. Nicht, dass sie bei anderen Menschen nicht begründet wäre, mit self-fulfilling prophecy hat das auch nichts zu tun. 
Vielleicht habe ich seit der Sache mit Beelzebebi's Vater eine Art Leck-Mich-Am-Arsch-Mentalität entwickelt. Vielleicht entwickelt man eine Art Endzeit-Mut, wenn man 'nichts mehr zu verlieren hat' (Stop, habe ich!) oder: wenn man schon dermaßen viel verloren hat, oder so etwas wie "auf die Schmerzen kommt's nun auch nicht mehr an' - gut möglich. Vielleicht möchte ich auch einfach nur mein Leben geklärt haben und packe es nun Stück für Stück an.
Jedenfalls habe ich's vor wenigen Wochen getan - alle Angst überwunden, zum Arzt gegangen ... . Heute dann endlich die OP. Nicht ohne einen weiteren Stock zwischen die Füße geworfen zu bekommen, so stand das 'Projekt' kurze Zeit lang auf der Kippe.
Das Letzte, was ich mitbekam, war, wie der Anästhesist fragte, ob ich aufgeregt sei, aber in meinem Kopf hörte ich den ganzen Tag nur "Votre toast, je peux vous le rendre", die weltberühmte "Toreador"-Arie aus "Carmen" von George Bizet. Mein "Kampf-Lied" immer, für die schwierigsten zu meisternden Situationen. "Toreador, en garde, toreador! toreador!" Und dann: tout en coup en fait silence ....... .
Die Stunden direkt danach war ich noch in einer Art 'benebeltem High' durch die Tatsache, dass es endlich geschafft ist. Nun bin ich einfach nur noch platt, kaputt, müde und ... aua. Baustelle 1 muss jetzt nur noch heilen. Bleiben Baustellen 2 und 3, körpermäßig. Morgen nachsehen, was die Nieren machen. Am Freitag zwei Stunden Arbeit. Mal sehen, ob ich das schon packen werde, ich habe mir das offen gehalten. Eigentlich habe ich heute ja eine Woche Bettruhe verschrieben bekommen ................... . Mal sehen. Zumindest morgen werde ich diese auf jeden Fall nutzen. Mit der Operation heute habe ich eine Chance bekommen, die ich nutzen muss! Mein Körper kämpft gerade akut an drei verschiedenen Baustellen - großen Baustellen, also acht geben!!

Heute für die Zeit der OP hatte ich Hilfe, und auch den Abend bei mir zu Hause "Betreutes Wohnen" - Fridolin wurde versorgt und ins Bett gebracht, Bebi mir teilweise abgenommen, so dass ich gut ausruhen konnte. Wenngleich mir ehrlich gesagt schon schwer fällt, Hilfe anzunehmen, und mich tatsächlich auszuruhen. Jemanden belästigen und in jemandes Schuld stehen ... schwieriges Thema.

Und Fridolin ... so ultrasüß ... hielt den ganzen Nachhauseweg meine Hand. Überhaupt ist er nach den letzten stressigen Wochen dieser Tage wieder ganz ruhig geworden. <333

Ende für jetzt.