Freitag, 14. November 2014

Ausgegeizt

Mit den Pflanzen ist das ja wie mit uns Menschen auch … wenn die Weinrebe keine guten Früchte mehr trägt, muss man sie ausgeizen, die sogenannten Geiztriebe abschneiden. Der Stock sendet sonst zu viele wichtige Nähr(?)stoffe in die Blätter, oder bildet sogenannte Herlinge, die zur Weinproduktion selbst nicht taugen. Gut, Weinbrand ist jetzt auch nicht das Schlechteste, aber eben kein Wein. Sobald die Weinrebe ausgegeizt ist, wächst sie wieder, und trägt gute Früchte.

Genau so sehe ich das bei mir auch: entwickle ich mich im Inneren in eine Richtung, die mir nicht so wirklich zusagt, ist es höchste Zeit, diese Auswüchse abzuschneiden, und mich auf mich selbst zurückzubesinnen – back to the roots. Zurück zu den Wurzeln. Genau das mache ich derzeit. Allerdings kommt es nicht darauf an, wieder komplett auf Null zu gehen. Ich möchte mich ja weiterentwickeln. Daher: Rückbesinnung auf das, was mich eigentlich ausmacht, von da aus Weiterentwicklung. Unter Beweis stellen, aus Fehlern gelernt zu haben. Die Masse an Arbeit aktuell sehe ich als meinen Weg zum Ziel, abzuschneidende Geiztriebe.


Fred gegenüber arbeite ich mich auch stetig aus meiner Abhängigkeitsrolle heraus; aus einer Abhängigkeit, die ich auch nur mental hatte, nicht in der Realität. Dazu gehört, das ein oder andere Hilfsangebot abzulehnen, auch wenn es verlockend klingt, und für mich schon mit Mehrarbeit verbunden ist. Ab und an macht eben doch einen Unterschied, ob man ein Auto hat, oder auch nicht. Dann gilt es, andere Lösungen zu suchen – und ich habe sie gefunden. Das daraus resultierende Gefühl heißt FREIHEIT. Fred merkt das auch … . Da ist ein Unterschied, ob wir uns auf Augenhöhe befinden, und er mir aus reiner Nettigkeit das ein oder andere Mal unter die Arme greift (wobei ‚unter die Arme greifen‘ ja auch wieder so zweischneidig ist … theoretisch greift er mir nicht unter die Arme, sondern erledigt manchmal eben schlicht und einfach seinen Job …), oder ob er mir hilft, um mich in irgendeiner Abhängigkeit zu halten. Ist ja auch schön für ihn, wenn nach außen die Fassade steht – von wegen verheiratet mit Kind und Haus, hier oft genug auftauchen, um die eigenen Bedürfnisse am Kind zu befriedigen, aber sich in die eigenen vier Wände zurückziehen, wenn’s an die Arbeit geht, sich oft genug an einen gedeckten Tisch setzen und und und. Wer drunter leiden würde, würde ich das alles nicht zulassen, ist klar – was ich wiederum niemals zulassen kann. Den Unterschied macht meine Emanzipation, dass ich nicht mehr abhängig bin von Menschen mit falschem Interesse an mir. So weit habe ich es nun geschafft. Meine Arbeitsaufnahme ist der letzte Schritt in die Freiheit. Dass ich es sehr wohl auch alleine schaffe, und zwar nicht nur irgendwie, mit Ach und Krach von wegen ‚Hauptsache geschafft‘, sondern so, dass ich zufrieden sein kann mit alledem, dass ich mich am Ende des Tages hinstellen (oder legen) kann, und sagen „Ich bin glücklich!“ Ich möchte mit niemandem tauschen, uns geht es gut so, wie es ist. (Nur die Nierenschmerzen weg wäre schön).