Sonntag, 22. Januar 2017

Alles, was ich nicht kann ...

Es wird erwartet, dass man auf jeden Fall den Anschein erweckt, alles zu können. Dabei ist es doch nur menschlich, dass jeder seine Grenzen hat. Ich zum Beispiel kann nichts. Ich kann nicht stricken, ich kann nicht häkeln, ich bin auch sonst im Handwerklichen eine Null. Ich treibe keinen Sport, und den auch nicht erfolgreich. Ich bin nicht sonderlich kreativ, kann nicht wirklich etwas malen außer aus. Und Herzchen. Und einfache Zopfmuster. Sie wissen schon, die, mit denen man in den 80ern (da war ich jung) seine Schulhefte und auch sonst alles verschönert hat. Ich kann nicht Auto fahren oder besonders gut mit Menschen über 10 Jahren umgehen, jedenfalls nicht so, dass dadurch Freundschaften aufrecht erhalten bleiben. Ich habe so meine Probleme damit, Dinge nicht zu Ende zu bringen, wahlweise verliere ich die Lust daran, weil ich mich so ungeschickt dabei anstelle, oder den Überblick. Oder beides.

Ich kann gut essen, schlafen und lesen. Und Essen zubereiten. Meine Kinder einigermaßen gut erziehen. Viele Sprachen sprechen. Ich kann gut Dinge sammeln, und auch wieder aussortieren, so dass sich das im Großen und Ganzen etwa die Waage hält. Ich kann gut wandern, ich kann reisen, mit Menschen aus allen möglichen Kulturen in Kontakt kommen und bleiben (außer in meiner eigenen - warum auch immer). Und mit dem Kopf gegen die Wand rennen. Wieder und wieder. Im Scheitern habe ich bereits so viele Diplome, dass sie gar nicht mehr in meine Hall of Fame passen.

Es stört mich, manche Dinge nicht zu können, weil meine eigene Unfähigkeit mich in meiner Freiheit einschränkt, mich an Stellen abhängig macht, an denen ich nicht abhängig sein möchte. Nicht von diesen Menschen. Abhängig, unterwürfig, schuldig, devot.

Abgesehen davon empfände ich es durchaus als bereichernd für mich selbst, irgendetwas zu können. Ein Talent zu haben. Meinem Kind eine süße Jacke zu stricken, ihr eine Decke zu häkeln. Vermutlich wäre es ein schönes Gefühl, sie darin zu sehen, und könnte mein Selbstbewusstsein ein wenig pimpen. Was durchaus von Vorteil wäre, bin ich doch nicht mit wirklich viel davon gesegnet.

Die Infoveranstaltung im Gymnasium diese Woche mit dem Bub hat etwas in mir ausgelöst. Zu meinem Nichtskönnen mag ich - nur bedingt - stehen. Nicht wirklich. Es gibt viele Bereiche, in denen ich gewaltigen Nachholbedarf habe. Ich möchte meinen Kindern Socken stricken! Ich möchte kaputte Sachen selbst reparieren. Ich möchte tolle Bilder zeichnen können, und ein schöne Handschrift haben. Ich möchte wieder regelmäßig einem Sport nachgehen, einfach, weil es mir Spaß macht. Ich möchte mit Selbstbewusstsein genießen, etwas zu können, statt mit dem Schicksal zu hadern, was ich alles nicht kann. Und alles das werde ich! 

Der Grundstein ist gelegt! Der Bub hat mir dabei großartig geholfen gestern. Diese Woche werde ich noch ein paar Dinge auf Vordermann bringen, hier im Haus, dann kann's endlich losgehen mit meinen Projekten. Vamonos!

Wie sieht's bei euch aus? Was könnt ihr nicht? Und was möchtet ihr gerne (besser) können?

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