Donnerstag, 1. Januar 2015

Prost Neujahr!

Mein Opa stand in der Silvesternacht zeitlebens immer (!) auf der Terrasse meines Großelternhauses und rief in die Nacht "Prost Neujahr, das Geld ist gar!" Seitdem denke ich jedes einzelne Silvester an ihn. Tja nun ... meine eigenen Gedanken zu 2015 habe ich mir schon vor einiger Zeit gemacht: 
und 

Das Schöne an der Tatsache, dass ich mit meinen Gedanken - Vorsätzen, Wünschen, Hoffnungen, Erwartungen, Zielen - für 2015 durch bin, ist die Tatsache, dass, da das Mir-Einen-Kopf-Drüber-Machen vorbei ist, und ich jetzt nicht mehr groß Zeit verliere, sondern diese Gedanken lebe. Nicht dann, wenn ich mir Gedanken drüber gemacht habe, sondern jetzt!
So ist das auch, wenn man mit mir in den Urlaub fährt. Sobald das Reiseziel ausgegeben ist, decke ich mit all der nötigen Reiseliteratur des entsprechenden Landes/der Stadt/Region ein, schaue auf Websites nach Veranstaltungskalendern etc, lese, was man dort entdecken kann, was es zu besichtigen gibt, oder oder oder. So habe ich einen groben Plan im Kopf, und brauche nicht in meinem wertvollen Urlaub selbst dann noch Zeit damit zu verschwenden, mir zu überlegen, was ich eigentlich will, sondern kann direkt starten!Welches der vielen im Vorfeld zurechtgelegten Dinge ich dann wirklich tue oder auch nicht, wird immernoch spontan entschieden. Vielleicht hat man einfach mal keinen Bock auf nichts - ist ja schließlich Urlaub. Auf diese Weise gewinne ich für mich aber ein Stück mehr Freiheit, wenn ich schon mal eine Idee habe, welche Möglichkeiten mir offenstehen. Vor Ort brauche ich dann meist keine Karte mehr, da ich weiß, wo's lang geht. Dann kann ich den Blick nach oben richten, vorwärts, zur Seite, und die vielen Dinge entdecken, die in keinem Reiseführer stehen. Macht mich frei. So mag ich das.
Und genau so fühlt sich 2015 bis jetzt auch an für mich. Meinen groben Plan habe ich, dann habe ich jetzt die Gedanken frei, einfach zu starten! zu tun! zu machen! Und wenn's erst mal hinsetzen ist, und Wäsche zusammenlegen ... .

Der Jahresabschluss 2014 war ... actionreich. Statt Himbeeren für das Frischkäse-Karamell-Trifle gab's nur Erdbeeren, die Zitrone hatte ich zuvor schon anderweitig verbraucht ... jetzt kein Drama, aber insofern Action, da uns bestimmte Rituale eben wichtig sind. So gibt's Weihnachten immer Steinpilzrisotto, und Silvester Raclette und Trifle. Dieses bestimmte. Das ist auch Fridolin wichtig, und macht ihm bestimmte Anlässe schön, steigert seine Vorfreude auf bestimmte Ereignisse - Rituale tun gut. So, dann lieferte der Supermarkt um bereits nach 11 Uhr die Lebensmittel für abends. Und kein Raclettekäse dabei - Sauerei! Wenn draußen alles voll Schneematsche ist, man mit zwei kleinen Kindern ohne Auto dasteht ... nun ja. Touch-Down im nächsten erreichbaren Lebensmittelgeschäft 12.05 Uhr. Ein kleiner Einzelhändler, Stamm-Einkaufsladen. Ich hatte zuvor angerufen, ob sie noch Käse haben - ja. Gestern nur bis 12 Uhr geöffnet, extra auf mich gewartet - Silvester gerettet, 2015 gerettet. Der beautote Nachbar hätte uns auch geholfen, zumal er noch in die Stadt fuhr, wäre also für ihn kein Ding gewesen. Aber Hilfe annehmen - KANN ICH NICHT! Das fällt für mich unter Anderen-Menschen-Zur-Last-Fallen, in jemandes Schuld stehen. Geht überhaupt gar nicht mit meinem Gewissen zu vereinbaren, nur im alleräußersten Notfall. Blöd. Hier und da mal Hilfe anzunehmen wäre ja keine Schande. Nur bin ich eben zu oft auf die Schnauze gefallen, wenn ich jemanden gebraucht habe ... . Hm. Baustelle.
Nachmittags gab's dann einen medizinischen Notfall bei den Ex-Schwiegereltern. Keines ihrer erwachsenen erreichbar. Am Ende standen insgesamt neun Erwachsene rum, und keiner hatte einen Plan, was zu tun wäre, weil niemals zuvor darüber geredet worden war, was "im Falles des Falles" zu tun wäre. Trauriges Thema, wird nicht drüber geredet. Superspitzenmäßig. Bei Menschen ab 85 ja leider auch überhaupt nicht vorhersehbar, dass irgendwann mal was ist, deshalb wohnen die Schwiegereltern im hohen Alter noch alleine im eigenen Haus auf dem Land, fernab von allem. Dass man Menschen generell (und alte Menschen im Besonderen) nicht einfach 'verpflanzt', ist klar. Nur: die Augen vor dem Unausweichlichen verschließen einfach grotesk! Keines von drei Kindern erreichbar, nicht nur, dass es eben besagten medizinischen Notfall gab/gibt, sondern auch, dass der alte Vater dann alleine mit dem Auto durch den Schnee in die Stadt fahren muss mit der Mutter nebendran, die ins Krankenhaus muss. Wo er nicht mehr gerne Auto fährt, weil er unsicher ist. Wo eigentlich die Ex-Schwiegermutter der gesunde Teil der beiden ist. Wenn ich an gestern denke, werde ich noch immer sauer. Extrem. Sauer. Nix geplant, aber sich dann aufregen, dass der Vater sich ins Auto setzt .... ja welche Alternative hatte er denn? Die Schwiegermutter daheim leiden lassen und riskieren ... ? Mann, Mann, Mann. "Das Thema" wird totgeschwiegen, weil es ja viel zu traurig wäre, sich damit zu befassen, dass einer der beiden irgendwann mal stirbt. Wie die drei Affen. Oder die kleinen Kinder: was ich nicht sehe, ist nicht da. Wenn ich das Thema zwanghaft nicht anspreche, wird es niemals eintreten. Das Thema wühlt mich immernoch auf. Wenn ich mir dann allerdings Fred's Familie und das Dilemma von gestern ansehe, wundert mich überhaupt nicht mehr, dass Fred ist wie er ist.

Den Abend haben wir dann schön gefeiert, mit ein bisschen Dinner for One, Raclette, Limo, viele Spiele spielen, Trifle, Keyboard-Disco, und Fridolin drehte dann irgendwann komplett auf, und entertainte Bebi - zum Totlachen.
Mitternacht dann Feuerwerk von der Dachterrasse aus. Mit irgendwie dem Gefühl, dass die Feuerwerkskörper auch irgendwie immer aggressiver werden. Eigentlich mag ich Feuerwerk echt. Aber wenn wir oben stehen, und die Raketen so nahe an uns vorbei fliegen, dass wir im Gesicht gespürt haben, wie heiß die Dinger sind, macht das keinen Spaß. Normalerweise haben wir von oben die beste Aussicht über die komplette Nachbarschaft bis zur Altstadt. Aber wenn man ständig aufpassen muss, dass einem die Dinger aus allen Richtungen irgendwo reinfliegen und man gar nicht auf der Dachterrasse rumspringen und überall gucken kann wie sonst, ist's doof. Von drinnen war's dann aber auch schön. Mit dem Bub vom Bett aus Feuerwerk gucken und dann ganz lange wach bleiben und Spaß und spielen ... gnihihi. Bebi gluckste derweil vor sich hin.
Die Unmengen an Süßigkeiten, Limo und Sekt heben wir einfach für nächstes Jahr auf. ;)

Euch lieben Leserinnen und Lesern wünsche ich einen guten Start ins Jahr 2015!