Samstag, 7. Juni 2014

Auf der Spur des Schneeleoparden

Ich bin so fasziniert von Fridolin's Lust am Lesen. Nach "Ewige Treue" habe ich aktuell drei oder vier verschiedene Bücher gleichzeitig angefangen, in jedem lese ich phasenweise ein Stück, aber es ist keines dabei, auf das ich mich in irgendeiner Weise konzentrieren könnte. Liegt nicht an den Büchern, sondern an mir. Jedenfalls ... eines dieser Bücher ist "Auf der Spur des Schneeleoparden", Kategorie Reiseberichte (aus dem National Geographic Verlag). Fridolin hat sein "Sky Hawk" ("Der Ruf des Kulanjango") schon halb durch. Gestern nach dem Mittagessen war so eine schöne Stimmung. Fridolin lag in der Hollywoodschaukel, lesend, ich auf meiner Liege auf der Terrasse, und einfach nur Hitze, Stille, Sonne genießend. Er sicherte sich für gleich, wenn er mit dem Kulanjango fertig sei, das Schneeleoparden-Buch. Das Kind ist erst 7, aber es braucht das - Anspruch! Ich finde das toll. Ich mache mich dann als nächstes an "Sky Hawk". Büchertausch mit meinem Kind, und uns anschließend darüber unterhalten, was im Buch geschieht - genial!

Fridolin fährt heute mit Fred zu dessen Eltern, weil dieser dort den achten (!), den achten (!) Fernseher im Haus installieren soll. Dann haben sie in jedem Raum einen Fernseher, und im Keller steht der für in den Urlaub zu fahren, und die mobile Satellitenschüssel, damit sie am Ferienort auch jeder das eigene Programm ansehen können. Hm. Ich kenne das so von zuhause gar nicht. Bei uns wurde sich immer auf eine Sendung geeinigt, und dann zusammen geguckt. Ansonsten haben wir nie viel geglotzt. Fred's und mein Auseinanderdriften begann auch, als er sich mehr und mehr in sein Zimmer zurück zog zum Fernsehen. Golf. Anstatt selbst aktiv zu sein. Sorry, da setze ich mich nicht dazu. Wir hatten die ersten Jahre im Haus, als Fridolin ein Kleinkind war, keinen Fernseher im Wohnzimmer stehen, sondern nur in Fred's Zimmer, weil ich die Vorstellung grotesk fand, ein Wohnzimmer nach einem Fernseh-Kasten auszurichten, anstatt nach uns Menschen. Ja, inzwischen haben wir einen Fernseher im Wohnzimmer stehen. Irgendwo im Hintergrund auf einem Schemel. So eine richtigen Platz hat er nicht, braucht's aber auch gar nicht. Extreme braucht's ja gar nicht, ich verdamme Fernsehen auch nicht. Tagesthemen-Gucken (oder Nachrichten) und Tatort, so Zeug eben ist mir schon wichtig, und Fridolin soll schon auch vermittelt bekommen, dass Fernsehen nicht vom Teufel kommt. Er darf grundsätzlich "Die Sendung mit der Maus" gucken oder "Löwenzahn" das ist im Kinderbereich irgendwie das Einzige, was ihn interessiert. Ansonsten ab und an irgendwelche Tier-, Geschichts- und Reisedokumentationen. Neulich, als er krank war, machte ich mal ein Experiment, da überließ ich ihm die Fernbedienung (so Sender, in denen irgendwas "Gefährliches" kommt, haben wir sowieso nicht). Er hätte alles gucken können ... ADHS-TV, KIKA, SuperRTL, was auch immer. Bei letzterem blieb er kurz hängen, aber nach 5 Minuten "Kinder-Sendung" kam von ihm schon "da geht's ja um gar nichts, das ist einfach nur laut, schnell und bunt, eine richtige Geschichte gibt's nicht" - zack, Interesse weg, Bildungsziel erreicht. ;)
In unserem Leben, Fridolin's und meinem haben eben andere Dinge einen höheren Stellenwert als glotzen. Macht Spaß so, bin ich zufrieden mit.

Posting-Thema verfehlt. Eigentlich hatte ich über meine eigene Unruhe schreiben wollen. Darüber, dass ich jetzt in acht Monaten noch gar nicht so wirklich Zeit hatte, um einfach mal schwanger zu sein. Klar, hin und wieder Augenblicke des Rückzugs, aber konsequentes Bei-Mir-Bleiben ist das, was fehlt. Klar, wie soll man die Beine stillhalten können, wenn um mich herum noch so viel zu tun ist? Wenn über der Zeit "wenn Bebi auf der Welt ist" noch so viel Ungewissheit und Fragezeichen stehen? Wenn ich so viele Dinge noch gar nicht einordnen kann? Dann mag ich doch vorher erledigen, was ich kann, damit ich nachher nicht von den arg vielen neuen Dingen überrollt werde, damit mich das viele Neue zu dem Unerledigten jetzt nicht umhaut. Und was dann? Hilfe ist keine da. Nicht von denen, die jetzt so großspurig tun, von wegen 'immer für dich da'. Umgedreht bräuchte ich schon auch ein bisschen Zeit für mich alleine, um mich in Ruhe darauf vorzubereiten, dass ich schon ganz bald, in ganz wenigen Wochen, nochmal Mutter werde, und dann zwei Kinder habe. Von denen eines keinen Vater hat, für das ich komplett alleine verantwortlich sein werde, mit allen Konsequenzen. Und dass ich immer und immer und immer wieder an das erinnert werde, was die letzten Monate passiert ist. Dass meine Wunden wieder und wieder und wieder aufreißen werden.

Aber wenn ich gut auf uns aufpasse, dann kann uns das alles nix. Und auf uns aufpassen kann ich, deshalb habe ich die Herausforderung angenommen, gegen Bedrohungen, Bedenken und Einschüchterungsversuche von allen möglichen Seiten. Wir sind die Macht - Beelzebebi, Fridolin und ich!