Samstag, 7. Juni 2014

Zahltag

Viele Gedanken zu ordnen, und ich nehme mir die Zeit dazu. Muss ja keiner lesen, mein Gesülze.
Was mir vorhin noch wichtig war. Fridolin fährt heute zu den Großeltern. Bisschen Ruhe für mich, tut mir gut, einen Tag Pause. Gleichwohl mit der Tatsache, dass zu viel Freizeit, Ruhe und Füße-Stillhalten gepaart mit Alleinsein mich wahnsinnig macht. Früher war das ganz anders. Früher habe ich viel Zeit alleine gebraucht für mich, zum Nachdenken und und und. Zur Zeit bin ich nicht gut im Alleinsein. Zu viele gravierende, einschneidende, überdurchschnittlich viele Verluste Zeit meines Lebens, wenig Stabilität, wenig emotionale Sicherheit - von Menschen, von denen genau das zu erwarten ist für ein Kind. Zu viel Alleinsein und mein Hirn läuft Amok, ich stelle dumme Dinge an - mental, falle in ein Loch. Die ultimative Krönung stellt dann dar, wenn ich durch meine Gesundheit gezwungen bin, die Füße still zuhalten, mich von alledem nicht ablenken kann, so wie ich das in jenen bestimmten Momenten bräuchte.

Fred, der in unserem Umfeld als 'der gehörnte Ehemann' hingestellt wird. Fred mit der Fassade, einerseits, der seine Depression nie akzeptiert hat, Fred's blindes Umfeld, das seine Depression niemals wahrgenommen hat. Klar, dass ich dann die Böse bin. Mir egal, die Böse zu sein. Mir nicht egal, welche Konsequenzen diese Blindheit für mich hat. Dass er nicht gesund werden kann.

Fridolin, der auf dem Weg zu Fred's Eltern ist, seinen Großeltern, die ihr Enkelkind bestrafen damit, dass er kein Geburtstagsgeschenk bekommt, weil wir zu der Zeit das Haus-Chaos hier hatten. Weil wir keine Böden im Haus hatten, um eine Geburtstagsgesellschaft mit Mittagessen, Kaffee und Kuchen zu bewirten, wie diese das gefordert hatten. Fridolin's Großeltern, die ihn für sechs, acht Stunden glauben lassen, er sei der Beste, der Größte, aber nichts von ihm wissen (wollen), sich nicht für ihn interessieren, auf seine Geschichten, die er erzählen will, mit 'aha' antworten, ihn einerseits wie den Besten und den Größten und andererseits wie ein kleines Baby behandeln (Babysprache! mit einem 7-Jährigen!), aber auch nur, solange der Fernseher nicht läuft ........... . Und Fridolin, der dieses substanzlose Geschwätz glauben will, weil er ernst genommen werden will, und nicht, dass scheinheilig über seine Emotionen hinweg gelacht wird. Wie oft hat er bei mir angerufen, wenn er dort war, weil er nach Hause wollte, weil ihm unwohl war, weil er sich selbst überlassen war. Sorry, für mich wäre das ein Festtag, wenn mein Enkelkind zu Besuch wäre, dann wäre der Fernseher aus! Er telefoniert immer mit Lautsprecher, mag er halt so am Liebsten. Wenn ich dann frage "na, gefällt's dir bei Oma und Opa?" und er ehrlich antwortet "nein, die sitzen da und gucken fern [oder was auch immer]", kommt aus dem Hintergrund "Ach ist doch gar nicht wahr, wir haben viel Spaß". Na ihr vielleicht ... Fridolin ist euch wurscht. Einerseits macht's mich wütend, wenn Fridolin auf das leere Geschwätz reinfällt, andererseits macht's mich wütend, wenn er auf diese Weise verletzt wird. Ich will nicht, dass mein Kind verletzt wird. Ich bin eine Tigermama!
So, und dann das mit dem Geburtstagsgeschenk. Dass da nix kommt von der Verwandschaft, ist Eines. Das Andere ist, dass Fred sehr wohl weiß (!), wie es seinem geliebten (!) Sohn geht, dass Fred selbst das Verhalten seiner Leute auch traurig macht, aber dass er Fridolin NICHT HILFT! Dass er NICHT auf den Tisch haut, und mal eine klare Ansage macht für seinen Sohn, dass er NICHT kämpft für ihn, dass Fred Fridolin's Verletzung in Kauf nimmt. Es geht nicht um das Geschenk oder irgendeinen Geldwert. Es geht darum, dass Fridolin das Gefühl vermittelt bekommt, "ich bin meinen Großeltern wichtig". Ja, sorry, das "emotionalisiert" mich. Sehr. Und ja, DAS ist endlich des Pudel's Kern.

Und nein, Fred, - anderer Zusammenhang -, es geht nicht darum, dass Fridolin den Spinosaurus möglichst billig im Internet bestellt. Es geht darum, dass er mit seinem Geldschein in den Laden geht, und sich von den vier Spinosauriern, die da stehen, den aussucht, der ihm am Besten gefällt. Es geht darum, dass er das Geld anfässt, mit dem er ihn sich kauft, es geht darum, dass er damit zur Kasse geht, und Wechselgeld in die Hand bekommt. Es geht nicht darum, dass er Mama oder Papa sein Taschengeld in die Hand drückt, die den Spino für ihn bestellen, und irgendwann ein Karton kommt mit irgendeinem einem Spinosaurus drin. Es geht auch darum, dass er auf seinen Wunsch spart. Damit das einen Wert hat.

Und ja, Füße stillhalten fällt mir schwer, durch meine lange Krankheit 2009 bis 2012 verknüpfe ich "Füße stillhalten" automatisch mit "krank", nicht einfach mit "Freizeit" und "einfach mal Nicht-Arbeiten". "Füße stillhalten" assoziiere ich auch mit "nichts leisten", was wiederum schlechtes Gewissen hervor ruft. Das kotzt mich an. Keine Ahnung, wie ich das jemals aus meinem Kopf bekomme. Aber ich merke auch jetzt, wie sehr ich meinem Körper mutwillig nix Gutes angetan habe, ihn überstrapaziere. Sobald ich "zu viel" mache, bekomme ich die Konsequenzen zu spüren, dann ist Zahltag.

Nachdenklich.
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