Donnerstag, 5. Juni 2014

Beeindruckt

Gerade eben habe ich mit einer meiner (vielen) Tanten telefoniert, einfach mal um zu hören, wie es ihr geht, nicht, um mich selbst auszukotzen. Seit vielen Monaten pflegt sie einen krebskranken Bekannten, das wusste ich. Nun hat sie mir erzählt, wie das so ist, und was sie da macht. Sie, selbst knapp 80 Jahre alt, alleinstehend, sehr vital, schon immer ... die Schwester meiner eigenen Oma ... lebt bei diesem Studienkollegen von vor 1000 Jahren fern ihrer eigenen Heimat im Haus. Er hat selbst drei Kinder, die aber alle im Ausland leben, und diese Pflege nicht übernehmen können. Meine Tante also lebt bei ihm im Haus, rund um die Uhr, bis er nun eben versterben wird. Dabei übernimmt sie den kompletten Haushalt, wäscht dem alten Mann die Kleider, die oft genug eingenässt sind, zieht ihn um, kocht, macht sauber, geht einkaufen, füttert ihn, bewirtet Gäste, wenn er Krankenbesuch kommt mit Kaffee und Kuchen, geht mit ihm nach draußen, in den Park, spazieren wenn sie einen Rollstuhl organisiert, übernimmt Gespräche mit den Ärzten für ihn - und betreibt Seelsorge, begleitet ihn beim Sterben. Und ist bei all diesem so unbeschreiblich herzlich, so menschlich! Wie ich das verstehe, geht es aber nicht ums Geld. Der Mann hat ein eigenes Haus, sein eigenes Schlafzimmer, meine Tante ist in einem Gästezimmer untergebracht. Und das alles auf eine so ... selbstverständliche Art, die trotz ihrer menschlichen Größe keinen komischen Mutter-Theresa-Beigeschmack hat.

Ich bin ... eigentlich fällt es schwer, für das, was sie leistet, Worte zu finden. Ich bin zutiefst beeindruckt, meine allergrößte Hochachtung für das, was sie leistet! Wir haben lange telefoniert. Ich hoffe, es tat ihr gut, einfach mal erzählen zu können.

Dieses Gespräch, dieser Respekt, den ich empfinde ihr gegenüber, dieses Gefühl - gibt mir wiederum auf eine bestimmte Weise eine unbeschreibliche Kraft. Ein Gefühl, das ich noch eine ganze Weile in mir behalten möchte, von dem ich mich jetzt nicht ablenken lassen will.