Montag, 16. Juni 2014

Die Borderline-Mutter

Die Borderline-Mutter hat grade wieder angerufen. Horror pur!
Beschimpfungen!
Beleidigungen!
Lügen.
Alleine gelassen werden.
Ja, ist schon klar, dass ich dir egal bin.
Das habe ich jetzt auch verstanden.
Dass du mich nur zum Hassen brauchst.
Dass man dir NIEMALS etwas recht machen kann, weil du gar nicht WILLST, dass ich dir irgendetwas recht mache.
Aber vielleicht will ich das nicht mehr.

Fridolin ist bestens versorgt, wenn ich mein Baby bekomme.
Er hat einen Vater, der sich, bei allem Negativen, das ich hier schreibe, unterm Strich hervorragend um seinen Sohn kümmert.
Als meine Mutter wäre es an dir, dich in dieser Situation um mich zu kümmern.
Ich bin deine Tochter.
Die Stimmung kippte in exakt dem Augenblick, als ich sagte, dass Fridolin während der Zeit versorgt ist.
Dass ich brauche.
Dich.
Meine Mutter.
Aber die bist du nicht.
Nie gewesen.
Zu keinem Zeitpunkt.
Anstatt dich zu freuen, dass Fridolin während der Zeit gut versorgt ist.

Als ich klein war, haben fremde Leute oft genug gedacht, ich sei deine kleine Schwester, weil ich an dir hing wie eine Tochter eben, aber du ein geschwisterliches Verhältnis zu mir aufgebaut hattest, mit niemals zu viel Nähe. Genügend Abstand zu jeder Zeit. Flügel hast du mir gegeben, Wurzeln nicht. Dann bestraftest du mich dafür, die Flügel benutzt zu haben. Wirfst mir vor, keine Wurzeln zu dir zu haben. Wenn ich Wurzeln zu dir grabe, stößt du mich weg. Um mir hinterher vorzuwerfen, dass ich nicht da bin für dich.

Mir tut auch viel leid.
Ich habe auch Fehler gemacht.

Ich würde gerne jemandem meine Gedanken erzählen.
Noch viel mehr als diese hier.
Aber damit können Freunde gar nicht zurecht kommen.

Nein, ich bin nicht eifersüchtig auf Fridolin, nicht im Geringsten. Es geht hier nicht um Eifersucht. Es geht darum, dass du außer Fridolin nichts mehr anderes siehst. Dass du Fridolin einengst mit deiner Krankheit. Normal wäre Freude über ein weiteres Enkelkind, aber das interessiert dich ja gar nicht. Fred weiß mehr über mein Baby als du! Du bist es, der ich erzählen möchte, wie sie heißen soll. Das interessiert dich gar nicht. Nur Fridolin. Fridolin, dem du in 24 Stunden 4 (!) Bücher, 80 (!) Panini-Aufkleber, einen Schleich-Dinosaurier, eine Lego-Alaska-Station, unzählige Lego-Platten, ein neues T-Shirt, Socken, ein Unterhemd gekauft hast, und das sind nur die Dinge, von denen ich weiß. Das ist krankhaft. Wirklich.

Ich bin alleine gelassen mit Frida - als Kind gewesen. Unsere liebe Nachbarin kam oft genug hoch und setzte einen Schlussstrich unter das, was du mit mir gemacht hast. Du mit mir. Nicht ich mit dir. Ich habe mich nur geschützt. Zu schützen versucht. Es geht hier nicht um körperliche Gewalt, nicht um sexuellen Missbrauch. Jeder ist ein Stück weit gerne mit Frida zusammen, weil sie nett sein kann. Alle Verwandschaft ist froh, wenn sie sich, sollte die Stimmung umschlagen, beizeiten von Frida distanzieren können, indem sie nach Hause müssen, sonstige Verabredungen vorschieben oder oder oder. Ich bin die, die bei Frida bleiben musste, wenn alle sich aus berechtigtem Grund/Selbstschutz abwendeten. Ich bin die, die den Kontakt zu ihr nicht abbrechen kann, weil ich nun mal ihre Tochter bin. Türen nie ganz zuschlagen. Aber was bringt mir eine offen gehaltene Tür? In regelmäßigen Abständen deinen Fußabtreter spielen? Krepieren für dich?

Das kann ich mir nicht leisten. Ich habe zwei Kinder, die darauf angewiesen sind, dass ich gut für sie sorge, dass ich nicht nur körperlich anwesend bin, dass ich für sie da bin.

Dabei hätte ich dich gerne in meinem Leben.