Montag, 16. Juni 2014

Mutterseelenallein

Es geht auch nicht darum, dass Frida diese Krankheit hat, oder was auch immer das ist. Es geht darum, dass sie seit über 30 Jahren nicht gewillt ist, irgendetwas an der Situation zu ändern, dass sie sich keine Hilfe sucht. Dass sie keine Hilfe annimmt. Dass sie jegliche Hilfe vehement ablehnt. Würde sie irgendeinen Schritt in Richtung "ich will was ändern" machen, könnten wir das zusammen schaffen. Aber wir schaffen das nicht, wenn ich mich dafür kaputt machen soll. Wenn ich mich kaputt machen muss, wird es kein Wir mehr geben.

Und ja, mir ist schlecht vor Angst, wenn ich daran denke, dass ich mein Baby vermutlich alleine auf die Welt bekommen muss. Wenn ich irgendwo in diesem riesigen Krankenhauskomplex liege, und ab und an mal eine Hebamme oder ein Arzt nach mir sieht, und ich ansonsten mir selbst überlassen bin, ob ich nun traurig bin, Schmerzen habe, es mir gut geht oder was auch immer. Mutterseelenallein. Ein schreckliches Wort. Ich lasse dich niemals alleine, Fridolin. Niemals! Aber besser selbst gewählte Einsamkeit, als Scheinheiligkeit und dann doch Enttäuschung, oder wie von der eigenen Mutter von vornherein gesagt bekommen, dass man völlig egal ist. Dass völlig egal ist, was man tut, man sowieso keinen Einfluss auf irgendwas hat.

Fridolin, der wieder und wieder traurig ist, dass er der einzige ist, der einen Papa hat, Beelzebebi nicht, ich nicht, und keine richtige Mama.

Ich möchte schlafen. Tief und lange. Meine Lieblingsmusik berührt mich grade nicht, das macht mir ein wenig Sorgen. Extreme Emotionen sind Eines, Gefühllosigkeit ist scheiße. Umgedreht stimmt das gar nicht. Ich habe genug geweint heute. Gefühllos stimmt nicht. Überfordert, zerrissen. Normalerweise gibt es so bestimmte Lieder, die mich zum Weinen bringen. Die ich auch gezielt höre, damit ich weinen kann, still für mich, danach geht's besser. Grade funktioniert das irgendwie nicht. Blödes Gefühl.

Und wenn das, was ich hier schreibe, auch nur einen einzigen Menschen nachdenklich macht, hat es sich schon gelohnt, hier so offen und ehrlich zu schreiben. Trotz gefährlichem Internet. Wenn nur eine Mutter, die das hier liest, einmal mehr ihr Kind in den Arm nimmt.